Bangladesch: Regierung überlegt “freiwillige” Sterilisation von Rohingya Flüchtlingen

Statt offener Grenzen und voller Gleichberechtigung, will die kapitalistische Regierung die humanitäre Katastrophe in den Flüchtlingslagern durch Sterilisationen lösen!

 

Kommentar von Almedina Gunić, Revolutionär-Kommunistische Organisation BEFREIUNG (RKO BEFREIUNG), 30.10.2017, www.rkob.net

 

 

 

Die am stärksten verfolgte nationale Minderheit, die Rohingya, sind allein in den letzten zwei Monaten zu hunderttausenden von der unterdrückerischen Regierung Myanmars vertrieben worden. Tausende wurden auf widerwärtigste Art umgebracht, zehntausende vergewaltigt und gefoltert, mehr als sechshunderttausend leben derzeit in Flüchtlingslagern in Bangladesch. So sehr die Entwicklungen der jüngsten Vergangenheit eine zunehmende Dramatik der Unterdrückung, Ausbeutung und Verfolgung darstellen – all das kennt das Volk der Rohingya schon seit dem Militärputsch in Myanmar im Jahre 1962. Daher sind Generationen von Rohingya seitdem auch immer wieder auf der Flucht gewesen, sei es nach Bangladesch oder auch Malaysia, Thailand, usw.

 

Die mehr als eine halbe Million Menschen, die derzeit auf engsten Raum und unter schwierigsten Bedingungen in den Flüchtlingslagern von Bangladesch leben, sind extrem unterversorgt. Es fehlt an Essen und Trinken, Hygieneprodukten und sanitären Anlagen, medizinischer Versorgung und vielem mehr. Die Lösung der humanitären Katastrophe sieht die Regierung von Bangladesch unter anderem darin “freiwillige” Sterilisation anzudenken. Das ist in mehrfacher Hinsicht menschenverachtend!

 

Das Volk der Rohingya hat eine traumatische Vergangenheit, zu der auch sexuelle Gewalt gegen Frauen gehört. Angesichts dessen hoffen viele Frauen, durch Schwangerschaft eher den häufig vorkommenden Vergewaltigungen durch Soldaten und Chauvinisten aus der Zivilbevölkerung Myanmars zu entkommen. Entsprechend viele Kinder werden in die Welt gesetzt. Ebenso hoffen viele auch heute noch in Cox's City (Bangladesch), dass sie der miserablen Lebenslage in den Flüchtlingslagern leichter entkommen, wenn sie eine Familie mit kleinen Kindern sind. Zu alledem sitzt die Angst zahlreicher Generationen tief, die jegliche Verhütungsmittel in der Vergangenheit abgelehnt haben. Die berechtigte Sorge, dass die Regierung Myanmars gesundheitsschädliche Verhütungsmittel an Rohingya vergibt, hat zu einer tief sitzenden Ablehnung solcher Mittel geführt. Das geht so weit, dass die Ablehnung jeglicher Verhütung von vielen Rohingya auch mit religiösen Vorstellungen erklärt wird.

 

All das Trauma, das erlebt wurde darf nicht zusätzlich durch “freiwillige” Sterilisation verschärft werden. Unabhängig davon, dass die Freiwilligkeit dabei ein relativer Begriff ist, werden sehr tiefsitzende Wunden damit aufgebrochen. Ebenso ist es eine absurde Haltung, die humanitäre Katastrophe der Flüchtlingslager mit Sterilisation von Menschen in den Griff bekommen zu wollen.

 

Natürlich gibt es keinerlei medizinische oder sonstige berechtigte Gründe grundsätzlich gegen Sterilisationen zu sein. Aber ein ganzes Volk “freiwilligen” Sterilisationen unterziehen zu wollen, das eine solche Vergangenheit wie die Rohingya hat, ist schlicht und ergreifend widerwärtig und menschenverachtend!

 

Die Lösung der humanitären Katastrophe liegt vielmehr im Öffnen der Grenzen, um es dem Volk der Rohingya möglich zu machen eine neue Heimat zu finden wo auch immer sie sein wollen. Die Lösung liegt darin, den geflüchteten Rohingya umgehend kostenlose Wohnungen zu vermitteln, die qualitativ hochwertig sind anstatt sie in Flüchtlingsbaracken zu pferchen. Ihnen muss der uneingeschränkte Zugang zum Arbeitsmarkt, zum Bildungs- und Sozialsystem ermöglicht werden. Sie müssen umgehend volle Staatsbürgerrecht und konsequente Gleichberechtigung in allen Lebensbereichen bekommen. Gleichzeitig muss die verbrecherische Regierung Myanmars zu massiven Wiedergutmachungszahlungen verpflichtet werden. Eine internationale Solidaritätskampagne, die für all diese Maßnahmen und vieles mehr kämpft, muss von der ArbeiterInnenbewegung organisiert werden. Letztlich kann das Volk der Rohingya nur dann endlich in Frieden und Freiheit leben, wenn es einen siegreichen Befreiungskampf gegen die Regierung Myanmars führt und gewinnt. Ein solcher Befreiungskampf muss internationale Solidarität erfahren und uneingeschränkt unterstützt werden.

 

Nur eine ArbeiterInnen- und Bauernrepublik wird fähig und willens sein, den Rohingya all das zukommen zu lassen, was ihnen in den letzten Jahrzehnten brutal vorenthalten wurde: Freiheit, Frieden, Gleichberechtigung und Wiedergutmachung. Eine solche ArbeiterInnen- und Bauernrepublik muss auf sozialistischer Grundlage errichtet werden und kann nur durch eine siegreiche Revolution erkämpft werden.